Vereinsfusion ist gescheitert

Montag, 22. November 2021, Offenbach-Post / Dietzenbach

Mitglieder von FC und TG Dietzenbach stimmen gegen Verschmelzung

VON BARBARA SCHOLZE UND ANNA SCHOLZE

Dietzenbach – Seit mehr als drei Jahren planen die vier großen Sportvereine Turngemeinde Dietzenbach (TG), Fußball-Club Dietzenbach (FC), Sport-Club Steinberg (SC) und Sportgemeinschaft Dietzenbach (SG) eine Fusion. Nun waren die Mitglieder an der Reihe, ihre Stimme dafür oder dagegen abzugeben. Schon die ersten beiden Versammlungen bei der TG und dem FC zeigten indes: Die sogenannte Verschmelzung ist nicht erwünscht, zwar knapp, aber dennoch deutlich votierten die Mitglieder dagegen. Die im Vorfeld geschlossene Vereinbarung lautete jedoch, entweder alle vier oder gar keiner. Die für Samstag geplante Mitgliederversammlung bei der SG entfiel damit, auch die für Dezember vorgesehene Zusammenkunft des SC ist nun hinfällig.

Die Idee hinter der Verschmelzung war, Kräfte zu bündeln, um ein vielfältiges und bezahlbares Sportangebot aufrechtzuerhalten. Dies vor allem in Zeiten schwindender Bereitschaft für das Ehrenamt und einem stetigen Mitgliederschwund. Als Pate stand dem Prozess der gerade verabschiedete Bürgermeister Jürgen Rogg zur Seite, der sich auch bereit erklärt hatte, den Vorsitz für den entstehenden Großverein mit rund 3000 Mitgliedern zu übernehmen.

Zur Versammlung „uffm Bersch“ bei der TG waren mehr als 120 Vereinsangehörige erschienen. „Das ist ein super Zeichen“, freute sich Vorsitzender Roland Henneberg noch zu Beginn. Doch schnell folgte die Ernüchterung und es offenbarten sich die Bedenken. Auf den Tisch gebracht wurde etwa die finanzielle Situation beim SC Steinberg. Dort gebe es beständige Verpflichtungen wie Pacht und Kreditrückzahlungen. Dabei versuchte Henneberg gemeinsam mit TG-Vorstandsmitglied Urs Schäfer, die Sorgen aus dem Weg zu räumen. Doch vergebens: Die Erklärung von Schäfer, das Land Hessen mache bei der Förderung von Vereinen keinen Unterschied zwischen Pacht und Grundbesitz, konnte die Kritiker nicht besänftigen. Auch das Argument, die Schulden wirkten sich nur minimal auf die rund 3000 Mitglieder eines möglichen Großvereins aus, zog nicht. Im Gegenteil: In den Reihen der Verschmelzungsskeptiker kam die Frage nach einem Plan B auf. Den müssten die Mitglieder nun selber liefern, stellte der Vorsitzende fest. Spätestens im Frühjahr brauche die TG einen neuen Vorstand. Auf den Vorschlag, einen Geschäftsführer einzustellen, antwortete Henneberg: „Mit 500 Mitgliedern können wir es uns nicht leisten, einen solchen Posten zu besetzen.“

Bei den Befürwortern der Fusion überwog dagegen das Argument, dass ein großer Verein wesentlich mehr Möglichkeiten biete. Manch einer erinnerte an die erfolgreiche Vereinigung von TG und SG beim Handball. Am Ende jedoch fehlte eine Handvoll Stimmen für die Verschmelzung und die damit von der Satzung vorgegebene notwendige Dreiviertelmehrheit für die Vereinsauflösung.

Ein ähnlich knappes Ergebnis erbrachte die Abstimmung beim FC, auch dort stand am Ende ein „Nein“. Vorhergegangen war eine kurze Diskussion über Sachfragen, etwa zu dem künftigen Namen eines Großvereins oder zu den Beiträgen. „Wir brauchen dann jetzt auch einen neuen Vorstand“, sagte der Vorsitzende Mike Wieck am Ende der Versammlung. Für das Votum müssten entsprechend alle gerade stehen und Verantwortung übernehmen.

Auf Anfrage zog TG-Vorstand Roland Henneberg später noch einmal Bilanz. „Dass Leute zur Versammlung kommen, die man seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat, um gegen die Fusion Stimmung zu machen, ist enttäuschend“, sagte er. Die Entscheidung sei nun schwierig für die Zukunft der Vereine. „Wie es mit der TG weitergeht, kann ich jetzt noch nicht sagen“, betonte Henneberg. Er sowie die übrigen Vorstandsmitglieder würden ihrer Verpflichtung noch bis zum kommenden Frühjahr nachkommen und dann müsse man weitersehen.